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Demente Angehörige? - Was Sie tun und was Sie unterlassen sollten!

Vier Phasen nach Naomi Feil - hier kommen Tipps zu Phase 1:

Phase 1: MANGELHAFT/UNGLÜCKLICH ORIENTIERT

Beispiel: Frau Horner schimpft vor Ihrem Kleiderkasten. - „Schon wieder haben die Gfraster was gestohlen!!!“ - Frau Horner liebt Geldbörsen und alle alten Rechnungen. Sie sammelt auch (hamstert und „stiehlt“) alles was sie an Süßigkeiten finden kann. Sie liebt es sehr, wenn sie Anerkennung und Lob bekommt und ist stets bemüht, alles „richtig“ zu machen. Sie sagt immer wieder: „Gott sei Dank habe ich noch meinen Kopf !“ Aber diese andauernden Wiederholungen, quasi zur Selbstbestätigung, besagen, dass der Zustand das genaue Gegenteil zeigt, nämlich Defizite im Kopf.

Validationstechniken und Erklärung für Phase 1 – Als Betreuende/er müssen Sie sich oft wappnen, da die Betroffenen in dieser Phase viel schimpfen, aggressiv und verzweifelt sind und sich endlos negativ äußern können. Das kann bis zur Beschimpfung Ihrer Person gehen.

Oft benützen die Menschen Umwege, Symbole, um Bedürfnisse auszudrücken, die sie nicht aussprechen wollen. Z.B. erzählt eine Frau, sie würde von gegenüber von einem jungen Mann beobachtet, wenn sie sich ausziehe. Dahinter steckt das Bedürfnis, endlich als Frau anerkannt zu werden, nachdem so vieles in ihrem Leben schief gelaufen ist. Der junge Mann ist das Symbol von heute, das sie mit dem Wunsch von gestern überlagert. In der Validation muss man diese Sprache kennen lernen, um die Menschen zu verstehen. Eine andere Dame schimpft, man habe ihr ihren Pelzmantel gestohlen. Anstatt ihr beim Suchen zu helfen (der Mantel hängt eh im Schrank), sagt die Validationsanwenderin: „Den schönen, braunen Pelzmantel mit dem glänzenden Fell? War das nicht ein Geschenk Ihres Mannes?“ „Natürlich,“ antwortet die Dame, „er hat ja auf mich geschaut“. Mit diesen wenigen Worten hat man der Betroffenen so viel Status zurückgegeben und damit so viel Selbstwert, dass die Welt für sie wieder in Ordnung ist. Weltweit ähneln sich die Muster: Schmuck, Geldbörse, seidene Unterwäsche sind Statussymbole. Während z.B. eine Hausmeisterin Belege sammeln muss, um sicher zu sein, alles „im Griff zu haben“. Die Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen anstatt zu argumentieren. Das können Sie mit einer bestimmten Wortwahl tun, indem Sie ohne eigene Wertung in Kurzform die letzten Worte wiederholen, z.B. sagen Sie: „stehlen? Meinen Sie….?“ Aber nie „Glauben Sie..“ verwenden, das klingt nach Zweifel. Für die Technik des Umformulierens von Schlüsselwörtern, sollten Sie genau zuhören, auf welchem Wort die meiste Emotion liegt – bei Verzweiflung ist es das leiseste Wort. Bei Rückfragen empfehlen sich W-Fragen mit wer, wie, was, wann, wo, sie laden zur weiteren Unterhaltung ein. Besonders gut wirkt: „Wie haben Sie das gemerkt?“ Aber niemals warum oder wieso fragen; denn der/die Betroffene kann und will keine Erklärungen abgeben. Sie sollten auch nur leicht in die Emotion des/der Betroffenen einsteigen. Beispiel: KlientIn erzählt über Ärger. BetreuerIn: „ja, das ärgert mich auch!“ Menschen in Phase 1 bauen eine unsichtbare Mauer um sich herum, damit niemand ihre Unsicherheit und Defizite bemerkt, sie wollen besser scheinen. Deshalb sollten Sie mit dieser sehr schwierigen Situation besonders sensibel umgehen und die Menschen nicht direkt auf ihre Emotionen ansprechen. Sie leiden in diese Phase stark, weil sie die Veränderungen bemerken, aber nicht wahrhaben wollen. Sie wollen verstehen und verstanden werden. Mangelhafte mögen Kompetenz und Klarheit. Sie wollen selbst bestimmen und befehlen. Besserwissen kommt ganz schlecht an und ebenso Ratschläge. Sie erwarten Pünktlichkeit und wollen sofortige und korrekte Befriedigung ihrer Bedürfnisse. Wenn Sie etwas erzählen, geht das weiter:„Geheimnisse“ bleiben nicht geheim! Und - knüpfen Sie nie beim letzten Gespräch an, bzw. kommen auf das zurück. Jedes Gespräch ist ein Neubeginn!

Machen Sie....wer? was? wo? wann?

Begründung....regt Gespräch an.

Unterlassen Sie....Warum? – Betroffene können oft keine rationale Antwort geben

Machen Sie....bei nachlassender Erinnerung: „Sind Sie schon lange hier?“

Begründung....Damit sich Betroffene nicht blamiert

Unterlassen Sie.... „Wie lange sind Sie hier?“

Machen Sie....Fakten erforschen

Begründung....Betroffene wollen Distanz.

Unterlassen Sie....Gefühle erforschen oder ansprechen, wenn sie nicht von der Person kommen – Betroffene fühlen sich durch Gefühle bedroht

Machen Sie....Wiederholen der Kernaussage, Schlüsselwörter aufgreifen

Begründung....Betroffene fühlt sich verstanden. Braucht Bestätigung.

Unterlassen Sie....Widersprechen, richtig stellen, Einwände, psychologisieren und erforschen

Machen Sie....Übernehmen Sie den Rhythmus, spiegeln Sie den Ausdruck der Unterlippe (gespannt, nach oben gezogen…)

Begründung....Betroffene fühlt sich verstanden

Machen Sie....Wenden Sie sich an bevorzugte Sinnesorgane: Visuell: bemerken, Bild, vorstellen; Auditive: hören, zuhören, laut, klingt Kinästhetisch: fühlt sich an wie…, spüren, das trifft mich, das bewegt mich….

Begründung....Sie kommen der Vorstellungswelt und Wahrnehmung am Nächsten

Machen Sie....Erzählen Sie etwas; was Sie froh oder was Sie traurig macht.

Begründung....Betroffene kann teilhaben und ist entlastet – muss selbst nicht so viel erzählen.

Machen Sie....zustimmen, annehmen, nachfragen, Interesse zeigen, spezielle Wirklichkeit akzeptieren

Unterlassen Sie....auf „Wirklichkeit“ hinweisen

Begründung....Streben nach Autonomie und Selbstbestimmtheit ist meistens sehr hoch; die Empfindlichkeit auch!

Unterlassen Sie....Anweisungen geben, besser wissen, befehlen, belehren, Wörter wie „Müssen“, „Sollen“ kommen schlecht an und erzeugen Widerstand und Ärger.

Machen Sie....Seien Sie sicher und kompetent!

Begründung....Betroffene mögen das – es gibt Sicherheit, Klarheit..

Machen Sie....Fragen nach Extremen und Polaritäten: „Es war schön bei mir zu Haus!“ „Was haben Sie am meisten geschätzt.“ „Wann war es besonders schlimm?“

Begründung....in angenehmes Thema vertiefen, an Positives erinnern….Damit kann wirklich ausgedrückt werden, was raus will!

Machen Sie....auf gleiche Augenhöhe gehen

Begründung....zeigt Respekt und Zuwendung; bessere Wahrnehmung

Unterlassen Sie....von Oben sprechen: Sie stehen und Betroffene sitzt.

Machen Sie....Augenkontakt eher weniger – nach Bedarf

Begründung....eventuell ungewünschter zu intensiver Kontakt

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